Gymnasium oder Realschule? Schulwahl in Baden-Württemberg

Am Ende der Grundschule stellen sich viele Eltern die Frage, ob die Realschule oder das Gymnasium der bessere Bildungsweg für ihr Kind ist. Aber auch in späteren Jahren denken Schüler über einen Wechsel der Schulform nach.
 

Die Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg

Im ersten Halbjahr der vierten Klasse erhalten Schülerinnen und Schüler von ihren Lehrkräften die Grundschulempfehlung für den Besuch einer weiterführenden Schule. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern ist die Empfehlung für oder gegen das Gymnasium in Baden-Württemberg verbindlich.

Die Empfehlung wird unter Einbeziehung aller Fachlehrer des Kindes ausgesprochen. Drei Faktoren spielen dabei eine Rolle:

  • der Elternwille
  • die Kompetenzmessung Kompass 4 (verpflichtende Lernstandserhebung, die mathematische, sprachliche und fächerübergreifende Fähigkeiten abfragt)
  • die Noten in Klasse 4 sowie eine Gesamteinschätzung der Fähigkeiten des Schülers
EmpfehlungNotenanforderungen
grundlegendes Niveau (Hauptschule)
  • Versetzung in die 5. Klasse
mittleres Niveau (Realschule)
  • Notendurchschnitt Deutsch und Mathematik mindestens 3,0 
erweitertes Niveau (Gymnasium)
  • Notendurchschnitt Deutsch und Mathematik mindestens 2,5
  • kein Fach schlechter als Note 3

Werden die Anforderungen an die Jahresnoten oder die Ergebnisse von Kompass 4 nicht erfüllt, kann der Schüler an einem Potenzialtest teilnehmen. Bei ausreichenden Ergebnissen ist so trotzdem der Übergang auf das Gymnasium möglich.
 

Gymnasium und Realschule – ein Vergleich

Die Realschule ist eine praxisorientierte Schulform, die in erster Linie zu einer Berufsausbildung führt. Das Gymnasium ist dagegen theorielastiger und stärker auf die Studienvorbereitung fokussiert.

Beide Schulen haben spezifische Vor- und Nachteile, sodass sich eine Entscheidung immer an der individuellen Situation des Schülers orientieren muss.

Auch wenn das Gymnasium nach dem Abschluss weitere Bildungswege eröffnet, ist diese Schulform nicht immer die beste Wahl. Die höheren Anforderungen können zu Druck und Frustration führen, wenn Schüler sich überfordert fühlen.

RealschuleGymnasium
Abschluss nach 10 SchuljahrenAbschluss nach 13 Schuljahren
RealschulabschlussAbitur (allgemeine Hochschulreife)
Vorbereitung auf BerufsausbildungVorbereitung auf Studium
zweite Fremdsprache optionalzwei Fremdsprachen verpflichtend

Vorteile der Realschule:

  • geringerer Leistungsdruck
  • leichtere Lernmotivation durch Erfolgserlebnisse
  • früherer Einstieg ins Berufsleben durch zeitigeren Abschluss
  • praxisnäherer Bildungsweg
     

Vorteile des Gymnasiums:

  • Möglichkeit zu Abitur und Universitätsstudium
  • vertiefte Ausbildung
  • bessere Förderung leistungsstarker Schüler
  • leichterer Wechsel an andere Schulart möglich

 

Entscheidungskriterien bei der Schulwahl

Die Entscheidung zwischen Gymnasium und Realschule sollte nicht nur anhand der schulischen Leistung getroffen werden, sondern auch unter Berücksichtigung der langfristigen Ziele des Kindes, seiner Interessen und seiner persönlichen Stärken. Wichtige Kriterien umfassen:

  • Lernfähigkeit und Motivation: Ein Schüler, der gerne lernt und stark in Theorie und abstraktem Denken ist, wird sich auf dem Gymnasium besser aufgehoben fühlen. Bei stärker ausgeprägten praktischen Interessen ist in der Regel die Realschule die bessere Wahl.
  • Belastbarkeit: Durch den höheren Leistungsdruck und die stärkere Selbstorganisation auf dem Gymnasium können sich weniger belastbare Schüler überfordert fühlen.
  • Hobbys und Freizeit: Die höheren Anforderungen des Gymnasiums können zu stärkeren Einschränkungen in der Freizeit führen. Neben den schulischen Leistungen sind damit auch zeitintensive Hobbys und die allgemeinen Interessen des Schülers ein wichtiges Entscheidungskriterium.
  • Berufliche Ziele: Wer einen Studienberuf anstrebt, sollte das Gymnasium wählen. Wer sich eher eine praxisorientierte Ausbildung oder einen schnellen Einstieg ins Berufsleben wünscht, trifft mit der Realschule die bessere Wahl.

 

Schulwechsel zwischen Realschule und Gymnasium in Baden-Württemberg

Ein Wechsel von der Realschule auf das Gymnasium ist in Baden-Württemberg grundsätzlich möglich, sofern die Notenvoraussetzungen erfüllt sind.

In den Klassen 5 und 6:
FächerNotenanforderungen
Deutsch, Mathematik, Pflichtfremdsprachemindestens Note 3 in jedem Fach
alle versetzungsrelevanten FächerDurchschnitt von 3,0 oder besser
In den Klassen 7 bis 10:
FächerNotenanforderungen
Deutsch, Mathematik, Pflichtfremdsprachemindestens Note 2 in zwei Fächern
mindestens Note 3 im dritten Fach
alle versetzungsrelevanten FächerDurchschnitt von 3,0 oder besser
Fremdsprache, die in der neuen Schule versetzungsrelevant istmindestens Note 3

Für den Wechsel vom Gymnasium auf die Realschule müssen keine Notenanforderungen erfüllt werden. 

 

Gymnasium oder Realschule – keine endgültige Entscheidung

Wenn die Entscheidung für Realschule oder Gymnasium schwer fällt, kann die Gemeinschaftsschule eine Alternative sein. Hier lernen Schüler aller Leistungsniveaus zusammen. Erst im Abschlussjahr müssen sie sich endgültig für einen Bildungsgang entscheiden.

Wichtig ist außerdem, dass eine Entscheidung für Realschule oder Gymnasium nicht endgültig ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auch nach dem Besuch der Realschule ein Studium zu absolvieren oder das Abitur nachzuholen, z. B.:

  • Wechsel aufs Gymnasium
  • Übergang ins berufliche Gymnasium
  • Fachhochschulreife nach Abschluss einer Berufsausbildung
  • Abendschule nach Einstieg ins Berufsleben

Häufige Fragen

Bei der Entscheidung für eine Schulform ist es immer am wichtigsten, die individuellen Fähigkeiten und Interessen des Kindes zu berücksichtigen.

Während ein lernfreudiges Kind, das gerne liest oder an Rätseln knobelt, auf dem Gymnasium oft besser aufgehoben ist, können sich Kinder, die lieber praktisch aktiv sind oder wenig Freude an Schule haben, auf der Realschule wohler fühlen.

Das Gymnasium ermöglicht es, das Abitur auf direktem Weg zu erwerben und bietet somit eine Grundlage für die Aufnahme eines Studiums

Die Realschule bietet eine stärker praxisorientierte Ausbildung mit einem geringeren Leistungsdruck. Zudem ermöglicht sie durch die Aufnahme einer Ausbildung einen zeitigen Einstieg ins Berufsleben.

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